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Retail Banking Radar: Schweizer Banken steigerten Gewinne auf Rekordniveau. Sind Privatkundenbanken für morgen gewappnet?

29.04.2024 | Kunde: Kearney | Ressort: Schweiz / Wirtschaft / Finanzen | Presseaussendung

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Die Schweizer Privatkundenbanken verzeichneten 2023 ein starkes Gewinnwachstum. So stieg der Gewinn pro Kunde um 52 Prozent auf 967 Euro – ein Rekordniveau! Obwohl die Schweizer Banken derzeit profitabel sind, könnte die Zukunft ein Balanceakt zwischen der aktuellen Rentabilität und aufkommenden Risiken werden, zeigt das aktuelle ‚European Retail Banking Radar 2024‘ der globalen Unternehmensberatung Kearney. Die Branche hat auch in der Schweiz mit einer Vielzahl von Risiken zu kämpfen.

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Link zur Studie

Zürich/Düsseldorf, 29. April 2024. Höchste Zinsen seit mindestens einem Jahrzehnt und wachsende Nettozinsmargen bescherten den Privatkundenbanken 2023 ein weiteres Rekordjahr – das zweite in Folge - auch in der Schweiz. Zu diesem Ergebnis kommt das ‚European Retail Banking Radar 2024‘, welches die globale Unternehmensberatung Kearney jährlich herausgibt. Demnach stiegen die Nettozinsmargen in Europa von 1,8 Prozent im Jahr 2021 auf 2,3 Prozent im Jahr 2023 und von jedem verdienten Euro flossen 39 Cent direkt in den Gewinn.

Das ‚European Retail Banking Radar 2024’ von Kearney deckt 90 Privatkundenbanken in 21 Märkten ab: 50 Banken in 13 westeuropäischen Märkten und 38 Banken in acht osteuropäischen Märkten. Das Radar analysiert mehr als zwölf Bereiche in Bezug auf Ertragsstärke, betriebliche Effizienz und Risikomanagement. Die langfristigen Daten, die Lehren aus Wirtschafts-, Finanz- und Gesundheitskrisen seit 2008 enthalten, helfen dabei, kommende Trends und zukünftige Notwendigkeiten für die Branche zu identifizieren.

Da die Inflation in der Eurozone im März 2024 auf 2,4 Prozent sank und die Europäische Zentralbank ihrem mittelfristigen Inflationsziel von 2 Prozent näherkam, rechnen Analysten mit der ersten Zinssenkung im Juni. Weitere Zinssenkungen um 95 bis 125 Basispunkte könnten bis Dezember erfolgen. Die Schweizerische Nationalbank läutet schon im März überraschend die Zinswende ein und senkte als erste große Notenbank die Zinsen. Ist der Performance-Höhepunkt der Privatkundenbanken damit auch in der Schweiz bald vorbei?

Rekordniveau: Erträge stiegen um 21 Prozent

Daniela Chikova, Autorin und Partnerin Financial Services bei Kearney: «Auch in der Schweiz erlebten Retailbanken im Jahr 2023 einen bemerkenswerten Aufschwung, so das Ergebnis der Erhebung. Hier wurde eine Ertragssteigerung von etwas mehr als 21 Prozent verzeichnet. Der Ertrag pro Kunde in der Schweiz betrug 1 901 Euro im Jahr 2023 vs. 1 577 Euro im Jahr 2022. Der Ertrag pro Mitarbeiter stieg von 439 000 Euro im Jahr 2022 auf 531 000 Euro im Jahr 2023.»

Das Ertragswachstum im Jahr 2023 brachte deutliche Verbesserungen beim Cost-Income-Ratio. In der Schweiz sank die Quote um 4 Prozentpunkte von 57 Prozent im Jahr 2022 auf 53 Prozent. Der Gewinn pro Kunde wuchs um 52% von 634 Euro auf 967 Euro.

Mischung aus Inflation und höheren Zinsen sorgt für Gegenwind

Die Kostenbasis blieb 2023 insgesamt hinter dem Wachstum der Einnahmen zurück, trotz des hohen Inflationsumfelds für den grössten Teil des Jahres. Haushalte mit erheblichen, ausstehenden Krediten verzeichneten einen Anstieg ihrer monatlichen Rückzahlungen, wobei Schätzungen zufolge die Zinsrückzahlung auf das verfügbare Bruttoeinkommen bis Ende 2025 von 2,2 Prozent zum Ende des zweiten Quartals 2023 für die Eurozone auf 2,6 Prozent steigen wird.

Während höhere Zinssätze zu einem Anstieg der Erträge bei den Privatkundenbanken führten, stellten sie für einige ihrer Kunden eine Belastung dar. Die Wohnkostenüberlastung stieg in mehreren EU-27-Ländern.

Die Kombination aus Zinserhöhungen und Inflation wirkte abschreckend auf Sparer und Kreditnehmer. Kundeneinlagen stiegen bei den im Radar erfassten europäischen Banken um magere 0,5 Prozent – deutlich unter der historischen CAGR 2008-2022 (Compound Annual Growth Rate) von 4,2 Prozent. «Von 2022 bis 2023 verzeichnete die Schweiz einen dynamischen Anstieg der Privatkundeneinlagen um 6,9 Prozent und der Privatkundenkredite um 6,1 Prozent, was einen deutlichen Anstieg über dem europäischen Durchschnitt darstellt.» erläutert Chikova.

Ausblick und Trends

Der Blick nach vorn bringt für Privatkundenbanken eine Gratwanderung mit sich. Um diese zu meistern, müssen Banken ihre starke Finanzposition nutzen, um ihre Geschäfts- und Betriebsmodelle zukunftssicher und regenerativ zu gestalten, anstatt nur auf die Herausforderungen von heute zu reagieren. Konkret bedeutet das für Banken:

  • Rückkehr zu den Grundlagen: Kosten angehen, trotz des anhaltenden Inflationsdrucks.
  • Nutzung von Daten und Technologien, um Kundenbedürfnisse zu verstehen, zu antizipieren und darauf zu reagieren, sowie um betriebliche Effizienz zu schaffen und das Risikomanagement zu verbessern.
  • Sorgfältige Überwachung und Steuerung von Risiken, insbesondere neuer Risiken, die in der sich verändernden Technologielandschaft auftreten, wie z. B. Cyberangriffe und KI-gesteuerter Betrug.
  • Weiterentwicklung und Transformation des Geschäftsmodells, sowie Aufbau von Ökosystemen, welche Regulierungsbehörden, Investoren und Kunden umfassen.  
  • Den Übergang zu einer grüneren und gerechteren Wirtschaft fördern.

Durch regeneratives Wachstum können Privatkundenbanken die heutigen Herausforderungen bewältigen und gleichzeitig einen dauerhaften wirtschaftlichen Mehrwert für alle Beteiligten erzielen, so das Fazit des ‚European Retail Banking Radar 2024‘. Demnach kann regeneratives Wachstum den Blick für die Zukunft schärfen, indem es Menschen, digitale Technologien und operative Bausteine zusammenbringt und Banken dabei helfen, sich auf die Zukunft vorzubereiten.

(1) Der Prozentsatz der Bevölkerung, die in einem Haushalt mit einer Hypothek lebt, bei dem die gesamten Wohnkosten mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens ausmachen, beträgt etwa 10 Prozent im Euroraum.

Über Kearney

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